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zu Strecke und Fahrplan

05.03.2009  Projekt zum Anschluss Braunlages an Schmalspurbahn

In der Vergangenheit wurden von Zeit zu Zeit Gedanken zur Erweiterung des Netzes der Harzer Schmalspurbahnen (HSSB) – welches seit 01.02.1993 Eigentum des Unternehmens "Harzer Schmalspurbahnen GmbH (HSB)" ist – in die Öffentlichkeit gestreut. Man sinnierte beispielsweise über eine Anbindung der Westernstadt "Pullman City II" bei Hasselfelde, über den Wiederaufbau der Strecke Braunlage – Sorge der Südharzeisenbahn und in jüngerer Zeit über den Neubau einer Strecke von Gernrode nach Ballenstedt auf der Trasse der stillgelegten Regelspurstrecke Gernrode – Frose. Da keine Fördermittel zur Verfügung standen/stehen, ist bisher keines der Projekte realisiert worden.

Für ein Projekt wurde am 3. März 2009 ein Schritt in Richtung Realisierung getan. An diesem Tag beschloss das Landeskabinett Niedersachsens auf einer Sitzung, welche so genannten "Leuchtturmprojekte" im Rahmen des Konjunkturprogramms aus Aufstockungsmitteln des Landes finanziert werden sollen. An zwölfter Stelle steht die Anbindung von Braunlage an die HSSB. Dazu soll allerdings nicht ein Teil der Südharzeisenbahn wieder aufgebaut werden, sondern beginnend an einem zu erbauenden Bahnhof im Südosten von Braunlage in Höhe Tennisplätze an der Elbingeroder Straße (B27) soll die Neubaustrecke zunächst südlich, parallel zur B27 verlaufen und etwa dort an die Harzquerbahn angebunden werden, wo sich auf der Strecke Sorge – Elend kurz vor Elend, vor dem Bahnübergang Wiethfelder Straße (K1353) ein Rechtsbogen befindet (Karte bei Google-Map).
Die Kosten zum Verwirklichen des Projekts hat man auf 11 Millionen EURO geschätzt. Da die reichlich vier Kilometer lange Bahnlinie etwa zur Hälfte auf dem Gebiet von Niedersachsen und Sachsen-Anhalt liegen wird, ist die gleichmäßige Aufteilung der Kosten auf die beiden Bundesländer vorgesehen. 4 Mio. € will Niedersachsen laut Beschluss aus den Aufstockungsmitteln zur Verfügung stellen. Für die am gesamten Anteil fehlenden 1,5 Mio. € hofft man, entsprechende Geldquellen zu finden. Noch ungeklärt ist, woher das Land-Sachsen-Anhalt das Geld für seinen Anteil (5,5 Mio. €) nehmen wird. Das sachsen-anhaltinische Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr will zunächst eine Studie in Auftrag geben, um die planungsrechtlichen Voraussetzungen, das Fahrgastpotenzial und die Kosten ermitteln zu lassen, bevor man über die Finanzierung nachdenkt und weitere Schritte folgen.

Ein Schmalspurbahnhof in Braunlage könnte ein weiterer Anreiz für Touristen sein, ihren Urlaub in diesem Ort zu verbringen. Damit würde sich seit Gründung der HSB im Jahr 1991 endlich der Wunsch der Kurbetriebsgesellschaft Braunlage GmbH nach einem Anschluss an das Streckennetz erfüllen. Die Gesellschaft ist ja Gesellschafter des Eisenbahnunternehmens.
Man darf vor lauter Euphorie aber nicht vergessen: Der Bau der Strecke ist die eine Sache. Der tägliche Betrieb verursacht aber auch Kosten, die bei einer Eisenbahnstrecke in der Regel nicht durch die Fahrgeldeinnahmen abgedeckt werden. Wer bezahlt das Defizit?
Einen starken Fahrgastzuwachs von/zum Brocken darf man unter den gegebenen Bedingungen auch nicht erwarten. Zumindest im Sommer ist die Brockenbahn voll ausgelastet. Da die Züge bereits die maximale Wagenzugmasse besitzen, können keine weiteren Wagen angehangen werden. Um mehr Züge fahren zu können, müsste man im Nationalpark Hochharz mindestens einen neuen Kreuzungsbahnhof bauen. Das wird mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht passieren.

Hier ein paar geschichtliche Daten zur Südharzeisenbahn:
Am 28. April 1897 wurde die "AG Süd-Harz-Bahngesellschaft (SHE)" mit Sitz in Walkenried gegründet. Im August 1899 nahm die SHE den Betrieb auf den Meterspurstrecken Walkenried – Wieda – Brunnenbachsmühle – Braunlage und Brunnenbachsmühle – Tanne auf. Im Jahr 1913 wurde zwischen Brunnenbachsnühle und Tanne bei Sorge eine 130 m lange Verbindung zur Harzquerbahn der Nordhausen-Wernigeroder Eisenbahn-Gesellschaft (NWE) gebaut. Über die Verbindung erfolgte der Austausch von Kurswagen zwischen SHE und NWE.
Da die Strecke Brunnenbachsnühle – Tanne durch die Grenze zwischen sowjetischer und britischer Besatzungszone geteilt wurde, nahm die SHE nach Ende des 2. Weltkrieges den Verkehr auf diesem Abschnitt nicht wieder auf. Die NWE bzw. ab 1949 die Deutsche Reichsbahn (DR) haben die Strecke Sorge – Tanne noch bis 1958 für Güterverkehr genutzt. In dem Jahr hat die DR die Überführung der Strecke Brunnenbachsnühle – Tanne über die Strecke Sorge – Elend entfernt, weil sich dieser Überbau in dem für den auf der Harzquerbahn geplanten Rollwagenverkehr notwendigen Lichtraumprofil befand.
Auf dem im Westen Deutschlands verbliebenen Strecken der SHE wurde nach Kriegsende 1945 der Verkehr wieder aufgenommen. Durch die Konkurrenz des Kraftverkehrs gingen die Beförderungs- und Transportleistungen in den 1950er Jahren stetig zurück. Daher stellte man 1963 den Verkehr ein und baute anschließend die Bahnanlagen ab.

Da die Veröffentlichungen mehrfach sachliche Fehler enthalten, sind den Verweisen Anmerkungen beigefügt.
In fast allen Beiträgen ist von "Verlängerung" die Rede. Es soll in Wirklichkeit keine bestehende Bahnstrecke verlängert sondern eine neue Zweigstrecke gebaut werden.

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Pressemitteilungen:


Brockenbahn nimmt Kurs auf den Westharz (Goslarsche Zeitung vom 02.03.2009)

"Die Harzer Schmalspurbahnen (HSB) wollen eine Verbindung der Brockenbahn von Elend nach Braunlage schaffen."

Sowohl die Überschrift als auch der Satz sind falsch. Die als "Brockenbahn" bezeichnete Bahnstrecke Drei Annen Hohne – Brocken soll nicht in den westdeutschen Harz verlängert werden. Es geht in Wahrheit um eine neue Stichstrecke von Braunlage zur Harzquerbahn bei Elend.

"Um Braunlage ans HSB-Netz anzuschließen, müssten 4,6 Kilometer Schienen verlegt werden."

Da ein Eisenbahngleis bekanntlich aus mindestens zwei parallel verlaufenden Schienen besteht, reichen 4,6 km Schienen für die schätzungsweise mehr als vier Kilometer lange Neubaustrecke nicht aus.

"Erst vor einigen Jahren hatte die HSB ihr Streckennetz um sechs Kilometer ausgebaut, um die Selketalbahn nach Quedlinburg anzubinden."

Nicht die Selketalbahn wurde an Quedlinburg sondern Quedlinburg an die Selketalbahn angebunden. Dieser Streckenabschnitt ist nicht nur 6 km sondern 8,5 km lang.


Land fördert Pläne für die Brockenbahn (Goslarsche Zeitung vom 03.03.2009)

"Geplant ist, die Brockenbahn, die von Wernigerode zum höchsten Harzgipfel führt, von Elend nach Braunlage zu verlängern."

Die Brockenbahn beginnt nicht in Wernigerode (siehe Karte). In Wernigerode beginnt die Harzquerbahn nach Nordhausen. Die Brockenbahn beginnt im Bahnhof Drei Annen Hohne an der Harzquerbahn. Die Brockenbahn Drei Annen Hohne – Schierke – Brocken führt nicht durch den Ort Elend. Der Bahnhof Elend gehört zur Harzquerbahn.

"Die Gesamtkosten werden derzeit auf elf Millionen Euro veranschlagt. Für das Vorhaben müssen rund sechs Kilometer Schienen verlegt werden, jeweils drei auf niedersächsischer und auf sachsen-anhaltinischer Seite."

Auch sechs Kilometer Schienen sind für reichlich vier Kilometer Bahnstrecke zu wenig. Es sind mindestens 2 * 4 km = 8 km Schienen nötig.

"Abgesprochen sei, dass jedes der beiden Bundesländer 5,5 Millionen Euro übernehme, um die Gesamtkosten zu tragen."

Ob die Realisierung des Projekts tatsächlich elf Millionen EURO kosten wird, muss die Machbarkeitsstudie klären. Deshalb hat das Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr in Sachsen-Anhalt auch eine Zusage von Finanzmitteln in Höhe von 5,5 Mio. € dementiert.


Kabinett beschließt konkrete Umsetzung der "Initiative Niedersachsen" (Pressemitteilung der Niedersächsischen Staatskanzlei vom 04.03.2009)


Projekte im Aufstockungsprogramm (Niedersächsische Staatskanzlei vom 03.03.2009 - PDF-Datei)


Anbindung von Braunlage an Brockenbahn (Volksstimme Magdeburg vom 04.03.2009)

"Die geplante Anbindung von Braunlage an die Brockenbahn …"

Schon die Überschrift des Artikels ist irreführend. Eine direkte Anbindung von Braunlage an die Brockenbahn ist aufgrund der topografischen Verhältnisse (Höhenunterschied) mit einer Eisenbahn im reinen Reibungsbetrieb nicht einfach möglich. Ein zweiter Grund ist der Verlauf der Brockenbahn durch den Nationalpark Hochharz. Daher soll eine Anbindung an die Harzquerbahn erfolgen.


Harzer Schmalspurbahn soll bis Braunlage fahren (Volksstimme Magdeburg vom 05.03.2009)

"Durch eine Brückensprengung bei Sorge war kurz vor Kriegsende 1945 das kleinere Netz der Südharzeisenbahn im Westharz vom Osten getrennt worden, was einen Betrieb unwirtschaftlich machte."

Hier hat der Verfasser zwei Fakten durcheinandergebracht. In den letzten Kriegstagen wurde die Bodebrücke bei Sorge gesprengt und die Harzquerbahn dadurch zeitweilig unterbrochen. Die Strecke der Südharzeisenbahn wurde durch die innerdeutsche Grenze geteilt.

"… sondern der Neubau einer Verbindung zwischen Elend und Braunlage entlang der Bundesstraße 27. Diese Strecke wäre etwa sechs Kilometer lang."

Ein Blick auf die Karte lässt die sechs Kilometer als zu lang erscheinen. Die an anderer Stelle genannten 4,5 km erscheinen realistischer. Solange jedoch noch keine detaillierten Pläne zur Trassierung vorliegen, ist eine genaue Aussage zur Streckenlänge unmöglich.


Brockenbahnpläne: Daehre will sich Zeit nehmen (Goslarsche Zeitung vom 05.03.2009)

"Nachdem das FDP/CDU-Kabinett in Hannover vier Millionen Euro für die Erweiterung der Brockenbahn von Elend nach Braunlage bereit gestellt hat, …"

Wie zu anderen Artikeln bereits angemerkt: Es geht bei den Plänen nicht um eine "Erweiterung" der Brockenbahn sondern um den Neubau einer Stichstrecke von Braunlage zur Harzquerbahn bei Elend. Die Züge zum Brocken müssten auf der Harzquerbahn bis in den Bahnhof Drei Annen Hohne fahren und dort Kopf machen (Fahrtrichtung umkehren), um auf der dort beginnenden Brockenbahn bis zum Bahnhof Brocken zu fahren.


Westharz hofft auf die Schmalspurbahn (Volksstimme Magdeburg vom 05.03.2009)

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