Neuigkeiten
zu Strecke und Fahrplan
21.01. 2010 |
Thale will Anschluss an Schmalspurbahnnetz |
In einer Studie der Hochschule Harz (FH), Wernigerode ist man zu dem Ergebnis gekommen, dass der Brocken und das Bodetal bei Thale die zwei beliebtesten Ziele für Harzbesucher sind. Deshalb hat die CDU-Fraktion eine Beschlussvorlage zur Abstimmung im Stadtrat von Thale eingereicht. Danach sollen Möglichkeiten geprüft werden, die Stadt Thale an das Netz der Harzer Schmalspurbahnen anzubinden. Man erhofft sich daraus einen Synergieeffekt. Auch mit den Stimmen anderer Fraktionen wurde der Beschluss angenommen.
Diesmal handelt es sich bei den entsprechenden Presseartikeln nicht um einen Aprilscherz wie am 01.04. 2009. So schön eine Erweiterung des Schmalspurnetzes auch sein mag mit Blick auf die lange Liste der in Sachsen-Anhalt seit 1994 stillgelegten Bahnstrecken (siehe EXCEL-Tabelle des Eisenbahn-Bundesamtes). In diesem Fall muss man am Realitätssinn der Kommunalpolitiker zweifeln. Wer von Thale aus zur Schmalspurbahn möchte, kann mit dem Auto / Bus rund 8 km nach Bad Suderode fahren. Per Zug braucht man auch nur von Thale 10 km bis Quedlinburg fahren. Neben die bestehende Regelspurstrecke nach Halberstadt noch eine Schmalspurstrecke von Thale bis Quedlinburg zu bauen, hat wenig Sinn. Selbst der Aufwand für den Umbau des Gleises zum Dreischienengleis steht in keinem vertretbaren Verhältnis zum Nutzen. Es wird sicher nur wenige Touristen geben, die schon 8 Uhr in den Zug steigen um 05:45 Stunden zum Brocken zu fahren. Wer die gleiche Strecke zurückfahren möchte hat bezogen auf den Sommerfahrplan 2010 nur von 13:44 Uhr bis 14:51 Uhr Aufenthalt und dürfte gegen 20:45 Uhr wieder in Thale ankommen.
Einerseits nennt Bürgermeister Thomas Balcerowski (CDU) den Vorschlag unrealistisch, die regelspurige Bahnstrecke nach Blankenburg sowie die Rübelandbahn von Elbingerode bis Drei Annen Hohne wieder aufzubauen, weil die Bahntrasse an einigen Stellen mittlerweile überbaut ist. Andererseits müsste eine als Variante gedachte Schmalspurstrecke von Thale über Blankenburg nach Wernigerode ebenfalls völlig neu gebaut werden. Bei den Baukosten für die schätzungsweise 25 km Strecke kann man sich nicht an den Kosten für den Umbau der rund 9 km Strecke Gernrode – Quedlinburg orientieren. Bei einem Neubau würden die Kreuzungen mit Straßen die Baukosten erheblich verteuern. Nach Eisenbahnkreuzungsgesetz (EKrG) § 2, Abs. 1 sind höhengleiche Kreuzungen von Eisenbahnen und Straße nicht mehr zulässig. Die Landesbahnaufsicht kann zwar für schwach befahrene Straßen Ausnahmen zulassen. Für die zu kreuzenden Bundesstraßen (B6, B81, …) jedoch nicht. Die Schmalspurstrecke nach Wernigerode hineinzuführen und an den Kopfbahnhof anzubinden, erfordert Umbauten an der Regelspurstrecke.
Völlig unklar ist, woher die zig Millionen EURO für den Bau kommen sollen. Und was wird nach Aufnahme des Zugverkehrs? Den Politikern sollte eigentlich bekannt sein, dass die Betriebskosten einer Eisenbahn in den meisten Fällen höher sind als die Fahrgeldeinnahmen. Trotz des relativ teuren Brockentarifs kann die Harzer Schmalspurbahnen GmbH (HSB) nur existieren, weil sie jährlich vom Land Sachsen-Anhalt, vom Freistaat Thüringen und von den Kommunen Zuschüsse erhält.
