Neuigkeiten

zu Strecke und Fahrplan

24.09.2014  Kollisionswarnsystem bei HSB im Test

Der Minister für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt Thomas Webel, der Geschäftsführer der Harzer Schmalspurbahnen GmbH (HSB) Matthias Wagener, der Eisenbahnbetriebsleiter der HSB Jörg Bauer sowie der Referatsleiter für ÖPNV und Eisenbahnen im Ministerium Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt Stefan Karnop besuchten gemeinsam auf der Messe „InnoTrans“ (23.–26.09.2014 in Berlin) den Stand der Firma „Intelligence on Wheels UG“ aus Gilching bei München, um sich über das von der Firma entwickelte System „Train collision avoidance“ („Zugkollisionsvermeidung“) zu informieren.
Bei der HSB wird das Kollisionswarnsystem zur Zeit getestet. Dazu hat man die Dampfloks 99 7236 und 99 7247 mit dem entsprechendem Gerät ausgerüstet. Vor dem praktischen Einsatz muss erst nachgewiesen werden, dass das System unter den Bedingungen auf den Strecken der HSB ausreichend sicher funktioniert. Bedingt durch die Topologie (Berge und Täler) gibt es im Streckennetz Abschnitte mit eingeschränktem bzw. unterbrochenem Empfang von Funk und/oder GPS. Die nicht klimatisierten Führerstände der Dampfloks stellen besondere Anforderungen an die Temparaturverträglichkeit der Geräte.
Wenn die Eignungg nachgewiesen ist, soll bis voraussichtlich 2016 das „Zugkollisionsvermeidungssystem“ bei der HSB zum Praxiseinsatz gebracht werden.

Nachfolgend ein paar Informationen zum Zweck des Systems.

Auf den mit mehr als 160 km/h Höchstgeschwindigkeit befahrenen Strecken der DB Netz AG wird durch die linienförmige Zugbeeinflussung (LZB) ständig die Einhaltung der zulässigen Geschwindigkeit des Zuges überwacht, wodurch Zusammenstöße nahezu ausgeschlossen sind. Die meisten der mit bis 160 km/h Höchstgeschwindigkeit befahrenen Strecken sind mit punktförmiger Zugbeeinflussung (PZB) ausgerüstet. Nach dem schweren Unfall bei Horndorf im Januar 2011 hat das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) die Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung (EBO) geändert. Durch die verschärften Vorschriften musste die DB Netz AG weitere Strecken mit PZB ausrüsten. Die PZB besteht unter anderem aus am Gleis montierten so genannten „PZB-Magneten“. Im Zusammenspiel mit den Triebfahrzeugen vorhandenen PZB-Steuergerät werden Zusammenstöße von Zügen dadurch vermieden, dass das Überfahren eines Halt zeigenden Signals im Normalfall durch Zwangsbremsung verhindert wird.
Das von der Harzer Schmalspurbahnen GmbH (HSB) betriebene Streckennetz besteht ausschließlich aus eingleisigen Strecken. Über viele Jahre wurde der Zugverkehr mit dem Betriebsverfahren Vereinfachter Nebenbahndienst (VND)/Zugleitbetrieb (ZLB) geregelt. Beim Zugleitbetrieb gibt es keine Signale, die Halt oder Fahrt zeigen. Der Zugleiter erteilt den Zugpersonalen per Funk eine „Fahrerlaubnis“ bis zur Trapeztafel (Signal Ne 1) einer bestimmten Zuglaufmeldestelle (Zlmst) oder bis in einen Bahnhof. Weil im Jahr 1994 ein Zug ohne Fahrerlaubnis den Betriebsbahnhof Drängetal durchfuhr, kam es zwischen dem Bahnhof und dem Bahnhof Steinerne Renne zum Zusammenstoß mit einem anderen Zug.
Als Konsequenz nach dem Unfall rüstete die HSB die Strecke Wernigerode – Drei Annen Hohne und die Brockenbahn mit Sicherungstechnik (elektronisches Stellwerk, Lichtsignale, Achszähler, …) aus und nahm diese ab dem Jahr 2000 schrittweise in Betrieb. Damit wurde das Betriebsverfahren Signalisierter Zugleitbetrieb (SZLB) eingeführt und die Sicherheit erhöht. Lichtsignale zeigen den Triebfahrzeugführern, ob sie an einem Signal vorbeifahren dürfen. Der Zugleiter in Wernigerode sieht auf seinen Displays welche Gleise frei oder besetzt sind.
Auf der Strecke Nordhausen Nord – Ilfeld Neanderklinik mit dichtem Zugverkehr führte die HSB im Jahr 2004 ebenfalls den Signalisierten Zugleitbetrieb ein. Der Bedienplatz für das elektronische Stellwerk befindet sich beim Zugleiter in Nordhausen Nord.
Wenn ein Triebfahrzeugführer ein Halt zeigendes Signal überfährt, kann es beim Signalisierten Zugleitbetrieb dennoch zu Zusammenstößen kommen. Um diese Sicherheitslücke zu verringern, hat die HSB nach einer kostengünstigeren Lösung als die Ausrüstung von Triebfahrzeugen mit PZB-Geräten gesucht. Bei der Firma „Intelligence on Wheels“ aus Gilching bei München fand man eine solche Alternative.
Das von der Firma entwickelte Zugkollisionsvermeidungssystem besteht aus einem auf dem Triebfahrzeug installierten Gerät, welches per Funk mit anderen Triebfahrzeugen die per GPS ermittelte Position und weitere Daten austauscht. Wenn das System eine kritische Situation erkennt, wird der Triebfahrzeugführer durch ein optisches und akustisches Signal vor einem möglichen Zusammenstoß gewarnt.
Vorteile des Zugkollisionsvermeidungssystem sind, dass keine Technik an den Strecken installiert werden muss. Da das System nicht selbständig Züge zum Halten bringt, sind keine Eingriffe in das Bremssystem der Triebfahrzeuge notwendig.



zum Seitenanfang

zuletzt aktualisiert am 
© Freundeskreis Selketalbahn e. V.